Die Rollen der Koffer klappern über den frisch gewischten Linoleumboden, die Sporttaschen werden qietschend aber behutsam mit den Füßen weitergeschoben. Das Klappern der Kisten wird immer lauter, sowie das Gewusel und Getuschel der Menschen. Die Metalldetektoren piepsen um die Wette und auch mein Körper fängt an kribbelig zu werden.
Es ist mein 21. Security Check in diesem Jahr und ich kann mich einfach nicht satt hören an diesen mittlerweile sehr vertrauten Flughafen Geräuschen. Und obwohl ich diese Zwischenwelt zwischen „noch nicht da“, aber „auch noch nicht weg“ sehr begrüße, war dieser Flug doch sehr spontan und unverhofft.
Zum Boarding sind es noch ein paar Minuten und die nutzt mein Kopf um das Jahr Revue passieren zu lassen. Ich war in der Tat viel unterwegs, in der Luft aber auch am Boden, hab Neues entdeckt und Vertrautes besucht. Wundervolle Menschen kennengelernt, viele Freundschaften vertieft und es auch endlich geschafft, beruflich mehr im Ausland bzw. in der Heimat zu arbeiten. Nach 4,5 Jahren Berlin hat mich nämlich nun doch auch mal das Heimweh gepackt und zum Nachdenken angeregt. Beruflich bin ich so happy, dass ich meine Kollegen und Projekte in Berlin nicht verlassen kann und möchte, doch privat sehne ich mich immer mehr nach Wien. Weswegen mein Jahresvorsatz von diesem Jahr aktueller denn je für 2019 ist. Mehr Jobs in Wien ergattern, um weniger schlechtes Gewissen und Druck am Bankkonto zu haben, wenn mich mal wieder die Heimflucht packt.
Nein zur Flucht, Ja zum Mut.
Doch heute Abend ist es etwas anderes. Es ist keine Flucht, heute ist es Mut. Mut, das Alte im alten Jahr loszulassen und das neue Jahr mit etwas Neuem zu beginnen. Denn auch wenn man versucht ein Gedankenkonstrukt im Kopf zu spinnen und sich die Dinge vorzustellen, wie sie sein könnten, hat das Leben oft verrückte Überraschungen für einen parat. Und so kommt es, dass ich nun in diesem Flieger nach Wien sitze, obwohl ich in diesem Jahr eigentlich nicht mehr fliegen wollte.
Doch mein Bauchgefühl schreit laut JA! und ich trau mich ihm auch nicht zu widersprechen. Denn zu lange hat sich dieses Gefühl in den letzten Monaten versteckt, so dass ich es schon sehr vermisst habe. Fühlte mich aufgrund dessen eine Zeit lang sehr verloren und auch irgendwie melancholisch, so ganz ohne Ziel, dass es ein absolutes Hochgefühl ist, mich wieder so eins mit mir selbst zu erleben. Und so erscheint es mir nur logisch, diese positive Energie und dieses alte neue Wuslmusl in diesen Tagen dem Menschen zurückzugeben, der es geschafft hat, mich wieder mit mir selbst zu verwurzeln und diese neue, enorme Power in mir zum entfachten brachte.
Und während der Flieger nun langsam auf seine Bahn rollt und mich beim Start sanft in den Sitz drückt, bin ich komplett im Hier und Jetzt. Denke nicht an gestern und auch nicht an Morgen. Dieses Gefühl lässt mich wachsen und stark werden. Denn egal was das Leben oder das neue Jahr noch so alles in petto hat für mich, ich werde bereit sein. Denn ich fühle wieder mehr, als ich denke und deswegen bin ICH wieder ICH.