Graffiti so weit das Auge reicht in Kolumbien’s Hauptstadt Bogota

Wer findet eine Wand ohne Graffiti in Bogota?

Zu sagen, ich war in Bogota, scheint mir jetzt wo ich die Buchstaben eingetippt und es am Display lese etwas zu übertrieben. Denn eigentlich hab ich von dieser 6,8 Millionen Einwohner Stadt nur 10% gesehen. Genauer gesagt nur das Viertel La Candelaria. Den schick gemachten Touriteil. Den Teil der Stadt, der twentyfourhours überwacht wird, mit Polizisten und Schäferhunden. Wo man sich als Tourist frei bewegen kann, ohne Angst zu haben. Die einzig lauernde  Gefahrenquelle sind die Taxis und Kleinbusse, die im lauten Getöse ihren Weg durch die engen Gassen suchen und auch finden.

Abgesehen von dem ständigen Gehupe, kann man sich in La Candelaria sehr treiben lassen und in eine ganz andere Welt eintauchen. Nämlich in Bogotas Graffiti Szene. Viele Künstler haben sich hier verewigt. Stadtbekannt und weltbekannt. Da es oft mit den Hauseigentümern abgesprochen ist, sind die Motive oft sehr groß, bunt und detailliert. Und die Polizei machtlos. Sprayt man illegal, sind die Strafen aber verhältnismäßig milder als anders wo. Das war nicht immer und so ist zurückzuführen auf einen traurigen Vorfall in Bogota, 2011.

Eine Gruppe Jugendlicher wurde beim Sprühen erwischt, sie wollen weglaufen, ein Polizist eröffnet spontan und grundlos das Feuer und schießt dem sechzehnjährigen Diego Felipe Becerra, „Tripido“, zweimal in den Rücken. Er stirbt im Krankenhaus. Das veränderte so einiges in der Graffiti Szene. Mehr dazu und noch vieles mehr, erfährt man in der zweimal täglichen stattfindenden Graffiti Tour in Bogota. Sehr zu empfehlen. Auch für eigentliche Kunstbanausen.

Fahrt auf den Hausberg El Monserrate

Ein weiteres Highlight für mich war „El Monserrate„. Ein Berg, was sonst. Aber was für einer! Mitten in der Stadt, stolze 3152 m hoch und bequem zu erreichen mit der Gondel. Früher konnte man auch hochlaufen, allerdings ist die Strecke, sehr zum Bedauern meinerseits, seit dem Waldbrand letzen Jahres gesperrt. Somit klingeln die Kassen des Gondelbesitzers. 18.000 COP (kolumbianischer Pesos) kostet die zauberhafte Fahrt hin & retour, heiße fünfeurozweiundsechzig für die Eurobesitzer unter uns. Wunderschön und atemberaubend. Da bleibt einem die Luft nicht nur aufgrund der Höhe weg.

Bogota ist eine sehr schöne und inspirierende Stadt, super gut um „anzukommen“ in Kolumbien. Nicht nur weil die Flüge von Berlin nach hier so billig sind, sondern auch um sich an die Höhe zu gewöhnen und die ersten Tage in einem fremden Land in einem „sicheren Nest“ zu sein.