Maximilian Mogg näht alten Vintage-Anzügen neues Leben ein

Zuerst erschienen auf: www.mitvergnuegen.com | Datum: 16.05.2017

Auf dem Weg zum Vintage-Schneider Maximilian Mogg werde ich mehrmals nach Drogen gefragt. In der Braunschweiger Straße 22 angekommen führt mein Weg in den zweiten Hinterhof vorbei an Baugerüsten. Ziemlich runter gekommen schaut das alles aus und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich richtig bin. Mit einem sichtlich abgenutzten Außenfahrstuhl fahre ich in den fünften Stock. Oben angekommen, werde ich dann aber freundlich begrüßt, meine Jacke wird mir abgenommen und ich befinde mich plötzlich mitten in einem sonnendurchflutenden Wohnzimmer. Ich nehme Platz auf einer der zwei großen Ledercouchen und bekomme grünen Tee serviert. Auch frische Blumen wurden für meinen Besuch organisiert. Maximilian ist eben ein richtiger Gentleman mit Haartolle.

Ein BWLer, der Mode macht

Mit 15 Jahren hat er seine große Liebe zu englischen Vintage-Anzügen entdeckt. Er kaufte sich seinen ersten online und schneiderte ihn für sich passend um. Da er, wie er selbst sagt, eine Problemgröße hat, zu schmal und zu lange Arme, fand er einfach nie den richtigen. Richtig gezeigt hat ihm das damals keiner, er hat sich verschiedene Techniken bei Freunden und Änderungsschneidern erklären und zeigen lassen. Obwohl ihm das viel Spaß machte, fing er trotzdem ein BWL-Studium an, studierte ein Jahr lang in den USA und sein letztes Auslandsemester in Paris.

Nach dem Studium wollte er dann trotzdem wissen, ob er auf dem Schneidermarkt Fuß fassen könnte. Er setzte sich in einen Nachtbus nach London und bewarb sich bei jedem einzelnen Schneider auf der Savile Row, auch bekannt als die „Goldene Straße des Schneiderns“, wo unter anderem Prince Charles und die Rolling Stones regelmäßig einkaufen. Aber Maximilian bekam nur Absagen und fing daraufhin in Köln ein Praktikum in einer Privatbank an.

Jeder Anzug hat eine Geschichte

Es dauerte nicht lange, bis ihn seine Kollegen in der Bank auf seine Anzüge ansprachen. Wo er die kaufe, wollten sie wissen. Maximilian hatte das Umnähen von Vintage-Anzügen nicht aufgegeben und durfte sich nun über ein paar Kollegenkunden freuen, deren Anzüge er umschneiderte.

Viele solcher schicksalshaften Begegnungen und Ereignisse haben Maximilian Mogg dahin gebracht, wo er momentan mit seinem kleinen Unternehmen steht. Seine Anzüge bezieht er von den verschiedensten Quellen rund um den Globus. Er kennt fast jeden Besitzer und jede Geschichte zu den vielen Anzügen, die in seinem Ankleidezimmer hängen. Das älteste Stück ist ein Morgenrock und 130 Jahre alt. Die Anzüge sind alle von namhaften Schneidern wie Edward Sexton, Henry Poole oder Anderson & Sheppard – und da sie so hochwertig produziert wurden, kann sie durch Maximilians Hilfe auch noch die nächste Generation tragen.

Apropos Sexton: Durch einen Anruf bei seinem Idol Edward Sexton in London, von dem er wissen wollte, wie viel ein maßgeschneiderter Anzug denn so koste, kam er mit ihm ins Gespräch und auch ins Geschäft. Jetzt verkauft er in seinem Online-Shop exklusiv Anzüge von Sexton sowie exklusive Assccesoires wie Regenschirm-Unikate.

Der Traum von der eigenen Kollektion

Maximillian Mogg ist seit seiner Verbindung zu Edward Sexton um ein vielfaches bekannter geworden. Der Spiegel, die FAZ und auch der Berliner Tagesspiegel haben ihn schon besucht und interviewt. Ich frage ihn, worauf er seine Marke aufbaut und was er sich von der Zukunft erhofft. Er hat für sich drei Säulen erschaffen: Gastfreundlichkeit, die Umschneiderung und Restauration von Vintage-Anzügen und der Online-Shop.

Maximillian weiß mit seinen 25 Jahren genau, was er will und wie er sich und seinen blauen Anzug von Edward Sexton, den er zu unserem Interviewtermin trägt, zu präsentieren hat. Genauso will er seine Kunden kennenlernen, ein Gefühl dafür bekommen, wie sie sich bewegen und welcher Anzug am besten zu ihnen passen könnte. Ein Kennenlerntermin mit ihm kann da schon mal zwei Stunden dauern.

Sein größter Zukunftstraum ist übrigens, selber eigene Anzüge zu nähen und Kollektionen zu entwerfen. Mit seiner neuesten Errungenschaft, einer Industrienähmaschine, natürlich Vintage, steht seinem Vorhaben, Berlin zu einem Dreh und Angelpunkt für Schneider zu machen, nichts mehr im Wege.