Rückblende 2014:
Vor drei Jahren im Herbst, kurz nachdem ich beschlossen hatte nach Berlin zurückzukehren, war ich jeden Tag in der Natur. Ich wollte die österreichische Flora & Fauna in mich aufsaugen und sie konservieren. Machte lange Rad und Mountainbiketouren, war im Sommer viel an Seen und sooft wie nur möglich am Berg. Meist mit Freunden oder Familie aber auch öfters alleine. Hauptsache draußen sein, dass war das Einzige was zählte. Die Vorfreude auf Berlin war groß, aber dort erwartete mich ein anderes Leben, ein Stadtleben. „Du wirst daun a Stodinga, a Deitsche“, pflegte mein Papa oft zu sagen in dieser Zeit.
Mein Papa arbeitet viel, ist aber auch – wenn es die Zeit erlaubt – viel in der Natur. Und so kam es, dass wir uns für eine gemeinsame Wanderung entschieden, um noch ein bisschen Zeit gemeinsam zu verbringen. Die Wanderung sollte eine Zweitages Wanderung von Maria Neustift bis nach Maria Zell werden. Das ist nicht irgendeine wahllose Wanderung, nein es ist eine ganz besondere Strecke für meinen Papa. Seit ich auf der Welt bin, geht er diese Strecke von zirka 90 km jedes Jahr. Öfters auch zweimal. Er hat da seine Jungs die mit ihm mitlaufen und es ist laut ihm „ima a moaz gaudi!“
Zwei Tage, 90 Kilometer
Gesagt, getan. Wir haben unser kleines Rucksäckchen gepackt und starteten um 5 Uhr morgens los. Der Trainingsstand meines Körpers war gut und ich konnte mit den Männer gut mithalten. Doch schon bald fing es zu regnen an und hörte einfach nicht mehr auf. Am ersten Tag schafften wir trotz des Regens 53 Kilometer und kamen um 20:00 Uhr bei unserem Übernachtungswirt in Gaming an. Müde und wie ein nasser Hund – die Schuhe total aufgeweicht und ziemlich hinüber. Sofort brachten wir sie in den Schikeller zum trocken und stießen mit einer halben Bier auf unseren ersten Tag an.
Am nächsten Morgen regnete es immer noch und es war kein Ende in Sicht. Die Schuhe waren noch nass vom Vortag und ich gab mein bestes sie noch irgendwie zu trocken. Doch es funktionierte nicht. Nach 14 Kilometer am zweiten Tag musste ich wohl oder übel abbrechen. Die Schuhe wetzten und scheuerten, ich verkrampfte mich beim Gehen so sehr, dass ich Wadenkrämpfe bekam, bis mir schlussendlich sogar schon das Abrollen des Vorfußes schmerzte. Ich musste aufgeben – was im übrigens so gar nicht meine Art ist. Aber es ging einfach nicht mehr. Dabei wollte ich doch unbedingt den Ötscher sehen.
Sommer 2017:
Gut Ding will Weile haben und so kam es dazu, dass wir heuer spontan bei meinem Sommerbesuch in Österreich, den zweiten Abschnitt, den ich vor 3 Jahren nicht gehen konnten, nachgeholt haben. Vom Lackenhof bis Mitterbach am Erlaufsee. Diesmal bei strahlenden Sonnenschein! Meine Mutter brachte uns zum Einstieg, lief aber nicht mit. Dafür mein Bruder Oliver und Cousin Klaus. Es waren sehr heiße 22 Kilometer an diesem wunderbaren Sommertag im August, aber jeder einzelne Meter davon war besonders und wunderschön. Wir liefen über Almen, Schipisten, Wälder, durch die Ötschergräben (endlich!) – immer am Wasser entlang, bis wir am Ende am wunderschönen Erlaufsee ankamen und ins kühle Nass sprangen.
Es war ein wundervoller Tag und es hat sich wieder einmal bestätigt, dass man Dinge oft nicht erzwingen kann und sich das geduldig sein am Ende einen immer belohnt.
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