Primavera Sound Festival in Barcelona – Day TWO

Auch der zweite Tag des Primavera Sound Festival in Barcelona konnte ohne weiteres an den gestrigen grandiosen Start anknüpfen:

H A I M  |  T H E  N A T I O N A L  |  R H Y E  |  M O G W A I

 

Rhye

Gut Ding will Weile haben. Im März war Rhye im Berliner Funkhaus zu Gast, doch leider ohne mich. Umso mehr freute es mich, ihn nun am Primavera Sound zu sehen. Der Kanadier Mike Milosh kam mit Live Band. Obwohl er auch gut alleine zurecht kommt. Hat er ja die aktuelle Platte „Blood“ alleine produziert und sämtliche Instrumente selbst eingespielt. Die Band war ein lustiger Komplott aus motivierten und farbenfrohen Leuten. Doch den buntesten Pulli hatte er selbst an und zog somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Zurecht und verdient. Ein Konzert schöner Klänge und vielen Emotionen.

Mogwai

Mogwai, deren Namen sich aus dem Chinesischen ableitet und soviel wie „dunkler Geist“ bedeutet, zeigten auf der Bühne alles andere als ihre negative Seite. In gewohnter Postrock Manier, standen sie aufgefädelt auf der Bühne, sagten kein Wort und spielten sich ihre Seele aus dem Leib.

The National

Matt Berninger hat heute Nacht mein Herz gewonnen. Betritt er gleich mal mit Bier die Bühne und präsentiert stolz seinen Anzug aus dem Duty Free, da sein Koffer beim Flug verschlampt wurde. Er tigert herum auf der Bühne, zieht extra Runden, dass der arme Techniker fast nicht mitkommt mit der Kabelausgabe des Mikrofons. Ist er betrunken oder bloß berauscht von seiner Musik? Das ist die Frage, die ich mir das ganze Konzert lang stelle. Neugierig schaut er seinen Bandkollegen über die Schulter, steht apathisch herum, legt seinen Kopf auf die Seite und schaut verträumt zu den Lichtern, richtet seine Brille, wuschelt in seinen Haaren oder stolpert über Kabeln. Seine Ansagen sind nicht immer komplett klar und oft vernuschelt, seine Stimme dafür umso voluminöser und kräftiger. Die Songs sorgen für gute Laune und ich bin gefesselt von seinem Rausch – egal ob er nun von der Musik oder von seinem Bier kommt. Den zweiteres wurde natürlich regelmäßig wieder aufgefüllt während des Konzertes.

Ibeyi

Ein typischer Festival Glückstreffer würd ich mal sagen. Dieses französich-kubanische Zwillingsduo stand eigentlich nicht auf meiner Must-See Liste, kam ich bloß zufällig bei der Pitchfork Stage vorbei. Sie singen auf Englisch, Französisch, Spanisch und auf Yoruba, einer nigerianischen Sprache. Der Start ihrer jungen Karriere war mit 11 Jahren, nach dem Tod ihres Vaters Angà Diaz. Naomi übernimmt die perkussiven Instrumente, die Cajon und die Batas, während Lisa-Kainde Klavier spielt. Gemeinsam singen sie einen Mix aus Pop-, Hip-Hop- und elektronischen Einflüssen und verbinden diese mit traditionellen Klängen der Yoruba-Kultur ihres Vaters. Beim Primavera Sound spielten sie Sprachsamples von Michelle Obama ein und bekamen für einen Song Besuch von der spanischen Hip-Hop-Sängerin La Mala Rodríguez.

Haim

Die drei Schwestern haben eindeutig alle meine Erwartungen übertroffen. Rotzig, frech und souverän stehen sie auf der Bühne, ziehen Grimassen und strecken die Zunge raus. So oft wie geht. Sie haben Spaß und man merkt, dass sie sich nichts gefallen lassen und ihr Ding durchziehen. Ihre Musik changiert zwischen modernen US-Folk und Classic Rock und ihre Bühnenoutfits lassen einen an die wilden 70iger erinnern.  Ich muss zugeben, ich bin total dem Haim Hype verfallen.

Ty Segall and the Freedom Band

Einfach zu beschrieben ist dieser Ty Segall nicht. Vielleicht reicht auch, dass er aus Kalifornien kommt, rotzigen Garagenrock spielt und neben seinem Soloprojekt auch bei unzähligen Bands fleissig mitmischt. Und die Menge schreit und brüllt, wenn er ins Mikrofon singt und seine blonden Locken herumwirbelt.