Sogamoso, zurück zur kalten Schönheit Kolumbiens

Sogamoso, Kolumbien

Die letzten Tage klopfen an, ob man nun will oder nicht. Und da der Flug zurück nach Europa von Bogota startet, muss ich mich nun auch wieder mehr Richtung Mitte Kolumbiens bewegen. Weg von der Küste und der Hitze, zurück in die Berge und der damit verbundenen Kälte. Einerseits Riesenfreude auf die Berge, andererseits wären ein paar Tage Wärme auch noch kuschelig gewesen. Komme ich doch im kalten November nach Berlin zurück.

Flug von Cartagena nach Bogota hat gleich mal über 2 Stunden Verspätung aufgrund des großen Gewitters frühmorgens. Aber der Airport hat freies WLAN, somit fühlt sich das Warten immer relativ kurz an. In Bogota angekommen, gehts per Taxi weiter zum Busbahnhof und das Abenteuer Sugamuxi kann starten.

Sugamuxi liegt im Herzen der Region Boyacá, im tropischen Hochland der östlichen Anden von Kolumbien. Es besteht aus 13 Städten, wovon Sogamoso die Hauptstadt ist. Einzigartige Natur, Städte, Märkte und die Muisca befinden sich hier. Letzteres sind die Indianer Südamerikas und die Kultur des vergoldeten Königs. Sie beherrschten die Goldschmiedekunst so sehr, dass sie zu Hauptlieferanten des Inka-Imperiums wurden. Dies alles endete, als 1536 spanische Eroberer auf dieses Volk trafen. Bis zum 18. Jahrhundert war die Kultur der Muisca so gut wie ausgestorben.

Im Lonley Planet wird dieses Areal unberechtigter Weise mit nur einer Viertel Seite abgespeckt, also hab ich nicht viele Anhaltspunkte die mir bei Reiseentscheidungen helfen könnten. In welche von den 13 Städten soll ich bloß fahren? Ich weiß bloß, dass ich zum Lago de Tota (Totasee) will. Und in dieser Verbindung taucht bei der Internetrecherche immer wieder die Finca San Pedro in Sogamoso auf. Na dann, wenn das mal kein Zeichen ist. Vamos a la Finca!

Finca San Pedro ist genauso wie man sich so eine Finca vorstellt. Riesen Areal, ein großes Haupthaus mit Veranda und viele kleine Häuser. Ein großer Garten mit viel grün. Katzen, Enten, Hühner sind auch anwesend. Terrakotta Töpfe mit Geranien soweit das Auge reicht. Große Wachhunde und ein Jeep in der Auffahrt. Und Stille. Überall Stille. Keine bedrückende Stille sondern angenehme Stille. Viel Platz für Körper und Geist.

Und so kommt es, dass ich statt zwei Nächten drei bleibe und so meinen Aufenthalt bis zum Abflug bis ins Maximum ausreize. Meditation und Yoga jeden Tag, leckeres Frühstück und jede Menge tolle Menschen. Dass sind nur einige Pluspunkte die den Abschied am dritten Tag regelrecht zur Tortur werden lassen. Wär meine Vorfreude auf Berlin nicht schon so überdimensional groß, würde ich hier bleiben.

Lago de Tota

Die Busfahrt zum Lago de Tota ist wunderschön. Bewölkter Himmel und eisiger Wind. Es duftet nach Frühlingszwiebeln und Freiheit. Super freundliche Menschen und jeder einzelne von ihnen trägt einen Poncho. Männer, Frauen, Kinder. Wasserdicht aus Plastik, wärmend aus dicker Wolle oder aus buntem Stoff. Eigentlich mag ich dieses Kleidungsstück nicht, aber ich fühle mich mittlerweile so verbunden mit diesem Land und den Menschen, dass ich auch einen will.

Der Totasee ist überwältigend. So rein und klar. Er befindet sich in 3015 Meter Höhe und ist das größte Wasserreservoir Kolumbiens. Legenden zufolge soll auch ein Monster in den Tiefen des Sees wohnen. Gesehen hab ich es aber leider nicht.

Ein einziges Restaurant steht am Playa Blanca mit einer großen Fensterfront. Ich suche mir einen ruhigen Fensterplatz, in der Hoffnung, dass Monster zu sehen und bestelle mir die lokale Spezialität Trucha (Forelle). Das Gericht wird in einer Pfanne serviert und der Inhalt ist zirka für 3 Personen. Da ich alleine bin, es aber super lecker ist, esse ich bis mir übel wird. Ich schreibe in meinem Reisetagebuch und genieße die letzten Momente in diesem Land. Wehmut macht sich breit. Und Sogamoso macht es mir nicht unbedingt leichter.

An meinem letzten Abend wird nochmal kräftig Salsa getanzt in der Isabella, ein kleiner, gemütlicher „Club“ auf dem Hausberg von Sogamoso. Traumhafter Blick über die Stadt. Ein paar Stunden später sitze ich schon wieder im Bus Richtung Flughafen und frage mich leise, wo denn nur die 3 Wochen geblieben sind.

Fazit

Sogamoso ist auf alle Fälle einen Abstecher wert, wenn man Berge, Zwiebeln und Ponchos liebt. Die Menschen hier, sind wohl die freundlichsten, denen ich in den letzten 3 Wochen begegnet bin. Es würde hier noch soviel mehr geben, vor allem die Wanderungen im Paramo, die ich auf alle Fälle irgendwann nochmal machen werde.