Friedrichshagen ist ein Ortsteil von Köpenick und ist nicht nur wegen der direkten Nähe zum Müggelsee ein sehr reizvoller Ausflug. 1753 als Kolonistendorf für Spinner- und Besenbinder gegründet, bietet Friedrichshagen einen sehr bunten Kulturmix. Ländlicher Touch mit Urlaubsflair und die zahlreichen Villen und einfachen Siedlerhäuser decken architektonisch alles ab, was man sich so vorstellen kann. Von Spätbarock über Klassizismus, Gründerzeit, Historismus bis Jugendstil und Bauhaus. Ein jeder Häusertyp ist hier vertreten.
„Bitte gehen Sie weiter, es gibt viel zu sehen“
Am Bahnhof angekommen, erwartet mich in der Ankunftshalle noch nicht so ein schönes Bild. Die Halle wird gerade umgebaut und ist dementsprechend leer und mit zahlreichen Baugittern versehen. Doch ein Plakat mit dem Spruch „Bitte gehen Sie weiter, es gibt viel zu sehen“, lässt mich auf vieles schönes hoffen.
Ich laufe die die Bölschestraße runter Richtung Müggelsee. Auf den 1,3 km wird allerlei angeboten und angepriesen: kleine Stöberläden, feine Weinhandlungen, leckere Restaurants, gemütliche Cafés und es gibt ganz viele Kolonistenhäuser zum Bestaunen.
Bagger auf der Flaniermeile
Leider werden zurzeit die Straßenbahnschienen erneuert, die im Mittelstreifen bis zum Ende der Bölschstraße verlaufen, sodass das sonst so attraktive Urlaubsbild der Flaniermeile etwas gestört wird. Die Bagger, Container und Zäune bieten einen interessanten Kontrast zu den akkuraten Häusern und da gerade Wochenende ist, ist es auch sehr still. Aber unter der Woche, wenn gearbeitet wird, ist es vermutlich momentan viel zu laut hier, um gemütlich sein Eis zu schlemmen.
Die meisten Leute, die ich hier antreffe, tragen unter dem Arm entweder eine Kühltasche, einen Ball oder eine Luftmatratze. Es hat fast 30 Grad und eigentlich will hier jeder nur eines: an den See und ins kühle Nass. So wie auch dieses junge verliebte Pärchen hier, welches mir aber perdu nicht verraten wollte, wo den ihre Lieblingsstelle zum Baden ist. Ein gut behütetes Geheimnis.
Bevor’s für mich aber an den See geht, mach ich noch einen kleinen Umweg zum Wasserwerk Friedrichshagen. Am Nordufer Richtung Wasserwerk befinden sich viele imposante Gebäude im Stil der Backsteingotik und die Straße ist meist eine Allee mit wunderschönen, alten schattenspendend Bäumen. Je weiter ich zum Wasserwerk komme, desto grüner wird es. Ich komme bei einer alten Drahtzaun Fabrik vorbei, die jetzt Büros und Ärzteordinationen beinhaltet, gleich danach kommt das Strandbad am Müggelsee, dass heute ziemlich überfüllt ist bei dem heißen Wetter.
Immer wieder halte ich an kleine „Buchten“, die mir einen traumhaften Ausblick auf den Müggelsee bescheren. Hier treffe ich Frank und Theresia. Ich frage sie, ob sie denn hier wohnen oder nur zu Gast sind. „Wir kommen im Sommer fast jeden Tag hierher und genießen die Abendsonne.“, erzählt mir Frank. „Ein Häuschen am Wasser wäre schon schön, aber Bootfahrten das ist nichts für uns, wir sind beide seekrank.“, lacht Theresia.
Das größte und älteste Wasserwerk dieser Art befindet sich hier in Friedrichshagen
Das Wasserwerk Friedrichshagen ist das größte und älteste dieser Art in Berlin. Bis 1979 wurde hier Trinkwasser gewonnen, danach übernahm ein moderner Betrieb Gewinnung. Im alten Schöpfmaschinenbaus befindet sich heute das Museum im Alten Wasserwerk. Hier bekommt man einen großen Einblick in die Geschichte der Berliner Wasserwirtschaft und im Freiluftmuseum stehen viele funktionsfähige Maschinen und Anlagen zur Besichtigung bereit.
Wer hat Lust auf eine Führung im „Berliner Bürgerbräu“ ?
Wieder zurück im Zentrum, bahne ich mir meinen Weg an einer der ältesten Brauereien Berlins, dem „Berliner Bürgerbräu“ vorbei. Wer an der Bierherstellung interessiert ist, der kann hier an Führungen teilnehmen, oder einfach auf der Wasserseite ein gemütliches Bier im Gastgarten trinken.
Das Ufer des Müggelsees ist sauber und richtig schön angelegt. Kleine Cafés, grüne Wiesen und Stege zum Füße baumeln lassen laden zum längeren Verweilen ein. Doch ich will noch ein bisschen weiter rein in die Natur von Friedrichshagen und ich tauche ab in den Spreetunnel.
Der Tunnel ist 120 m lang und man unterquert die Spree in ca. 8,5 Meter Tiefe. Ein bisschen unwohl ist mir dabei schon, wenn ich dran denke, das ich von soviel Wasser umgeben bin.
Auf der anderen Seite angekommen, erwarten mich große Bäume und lockerer, duftiger Waldboden. Es riecht irgendwie anders hier. Und man hat einen tollen Ausblick: zur Linken Seite ist das Berliner Bürgerbräu und das Restaurant Weiße Villa und zur Rechten sieht man auf die Schiffsanlegestelle.
Nach dem Tunnel ist es anschließend ein Kinderspiel, einen Liegeplatz zu finden. Von Vorteil ist hierbei ein Rad mitzuhaben, denn es gibt einen tollen Radweg rund um den Müggelsee und man kann jederzeit anhalten, wenn man eine einladende Schwimmbucht entdeckt hat. Der Müggelsee ist der größte See Berlins und meiner Meinung nach auch der schönste und reinste. Der umliegende Wald lädt auch zum länger verweilen und wandern ein. Für Mountainbiker gibt es sogar eine Downhillstrecke am Müggelberg.
Friedrichshagen ist für mich so ein Ort in Berlin mit dem Extra Plus an Natur. Man findet hier soviele unentdeckte Plätze und ist trotzdem sofort wieder zurück in der Stadt, wenn man muss.
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